Von den Besten lernen – KMU werden von htw saar wissenschaftlich begleitet
9. April 2013


Am 20. März 2013 trafen sich die Pilotunternehmen des IBO-Forschungsprojektes zur besseren strategischen Ausrichtung von Saar-Firmen in der Staatskanzlei Saarbrücken. Die Einladung erfolgte durch Dr. Susanne Reichrath, Beauftragte der Ministerpräsidentin des Saarlandes für Hochschulen, Wissenschaft und Technologie. Prof. Dr. Ralf Oetinger, Leiter des IBO-Institutes an der htw saar, präsentierte in konzentrierter Form die Zwischenergebnisse der laufenden Forschung und zog nach 1,5 Jahren eine Zwischenbilanz.

Ende 2011 hatte das Ministerium für Wirtschaft und Wissenschaft des Saarlandes das Institut für Industrieinformatik und Betriebsorganisation (IBO) mit dem Projekt beauftragt. 23 Unternehmen werden insgesamt drei Jahre lang begleitet. Ziel ist es, mit Hilfe eines wissenschaftlichen Analysewerkzeugs kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) im Saarland strategisch besser auszurichten und so die Region wirtschaftlich zu stärken. Das Forschungsprojekt wird von der Staatskanzlei, der Sparkassen-Finanzgruppe Saar und dem Verband der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes kofinanziert.

Oetinger betonte, dass die saarländischen Unternehmen eine hohe Qualität und hervorragende Innovationen zu bieten haben. Das Problem liege in der Wahrnehmbarkeit der einzelnen Unternehmen – diese gelte es in der Öffentlichkeit zu verbessern. „Viele Mittelständler sind stark im Tagesgeschäft gebunden und vernachlässigen die strategische Ausrichtung ihres Unternehmens. Dadurch wird eine langfristig gesunde Unternehmensentwicklung erschwert. Mögliches Wachstum bleibt aus, Entwicklungschancen werden von Wettbewerbern wahrgenommen.“

Das IBO-Institut möchte diesen Mangel durch Aufspüren von Veränderungsbedarf und -potential in den Unternehmen sowie durch anschließende Begleitung während des Veränderungsprozesses beseitigen. Neben der Stärkung jedes Einzelnen sei es auch erforderlich, dass sich die KMU zusammenschließen und sich als regionale Gemeinschaft verstehen. Ein wichtiger Erfolgsfaktor sei zudem die Integration von „Forschung und Entwicklung (FuE)“ in das Tagesgeschäft. Dass dies nur Vorteile bringe, zeigten bereits die erfolgreichsten Unternehmen unter ihnen.

In seiner Präsentation konnte Oetinger anhand der bisherigen Analysen zeigen, dass die Methodik bei den Mittelständlern gut ankommt. Sie nehmen das Forschungsprojekt ernst und haben bereits erste Verbesserungsvorschläge umgesetzt, die auch schon zu sichtbaren Erfolgen führten. Durch Workshops entwickelten Mitarbeiter(innen) wie auch Führungspersonen ein neues Bewusstsein für das eigene Unternehmen, das sie auch nach außen an die Kunden transportieren. Wie wichtig den KMU dieses Forschungsprojekt ist, zeigte sich schon darin, dass 80% aller am Projekt beteiligten Mittelständler an diesem Abend vertreten waren.

V.l.n.r.: Dr.-Ing. Thomas Sinnwell, Dr. Susanne Reichrath, Uwe Johmann, Dr. Christian Molitor, Prof. Dr. Ralf Oetinger, Ralf Zastrau

V.l.n.r.: Dr.-Ing. Thomas Sinnwell, Dr. Susanne Reichrath, Uwe Johmann, Dr. Christian Molitor, Prof. Dr. Ralf Oetinger, Ralf Zastrau

Bei der Auswertung der Analysen kristalisierten sich zwei markante Problemfelder heraus, in denen sich die erfolgreichen von den weniger erfolgreichen Unternehmen deutlich unterscheiden: Unternehmensstrategie und Zusatznutzen. An diesen beiden Schrauben muss laut Oetinger bei einigen KMU noch deutlich nachgezogen werden. Wie man das erfolgreich anpackt, zeigten die anschließenden Vorträge. Zum einen ging Ralf Zastrau von Nanogate AG auf das Thema „Unternehmensstrategie“ ein und erläuterte, wie Nanogate durch strategische Unternehmensentwicklung seinen Platz auf dem Markt festigen konnte. Das zweite Unternehmen, consistec GmbH, wurde von Dr.-Ing. Thomas Sinnwell vorgestellt. Er sprach den Aspekt des „Zusatznutzens“ an und verdeutlichte, wie consistec GmbH durch Fokussierung auf die eigenen Stärken und auf die Wünsche der Kunden erfolgreicher werden konnte. Beide Geschäftsführer betonten ihre Verbundenheit mit der Region. Sie sehen im Saarland einen guten Standort und ermutigten die anwesenden Gäste, ihre Unternehmen ebenfalls durch Strategieoptimierung zu stärken.

Uwe Johmann, Mitglied des Vorstandes der Sparkasse Saarbrücken, betonte in seinem Beitrag die neue Rolle der Sparkasse im Rahmen der Mittelstandsfinanzierung. In der abschließenden Podiumsdiskussion wurden, unter Leitung von Dr. Christian Molitor (Sparkassenverband Saar), die Einzelaspekte vertieft.

Im Rahmen der Begleitung der Veränderungsprozesse in den KMU vermittelt das IBO-Institut auch FuE- und Abschlussarbeiten an interessierte Studierende.